Ein orangener Gabelstapler der Holzbretter auflädt vor einem großen Lagerregal für Holz und Paletten und einer männlich verschwommenen Silhouette links im Bild
23 Jan
von
Carina
7
Min
Lesezeit

Brücken bauen im Blue Collar Recruiting

Strategien für effektive Personalbeschaffung qualifizierter Fachkräfte

Wenn du bereits Erfahrungen im Blue Collar Recruiting gesammelt hast, weißt du, dass es oft wie ein steiniger Weg durch einen dichten Dschungel sein kann. Das Suchen und Finden von qualifizierten Fachkräften in handwerklichen und technischen Berufen birgt seine eigenen Herausforderungen – und du kennst sie nur zu gut: Von der schwierigen regionalen Suche bis zum Dilemma des High Volume Recruitings. Allein im Jahr 2023 waren 1,93 Millionen Stellen im Blue-Collar-Bereich unbesetzt!1 Lass uns also einen tieferen Blick darauf werfen und schauen, wie wir die Hürden des Blue Collar Recruitings erfolgreich überwinden können.

Was ist Blue Collar Recruiting?

Blue Collar Recruiting, auch als Fachkräfte-Rekrutierung für manuelle Arbeit bezeichnet, ist eine Personalbeschaffungsstrategie, die sich auf die Suche und Auswahl von Mitarbeitenden aus handwerklichen und technischen Berufsgruppen konzentriert. Der Begriff „Blue Collar" stammt von der traditionellen blauen Arbeitskleidung, die von Arbeiter:innen in diesen Berufsfeldern getragen wurde. Im deutschsprachigen Raum werden Blue Collar Kräfte häufig auch gewerblich technische Mitarbeiter:innen oder Fachkräfte für Produktion und Logistik genannt. 

Welche Berufsgruppen zählen zum Blue Collar Sektor?

Die Blue Collar Berufsgruppen sind vielfältig und umfassen unter anderem:

  • Handwerker:innen (z.B. Elektriker:in, Schlosser:in, Installateure)
  • Techniker:innen (z.B. Maschinenbediener:innen, Produktionsmitarbeitende)
  • Fahrer:innen (z.B. Berufskraftfahrer:in)
  • Bauarbeiter:innen
  • Lagerarbeiter:innen
  • Personal im Einzelhandel (z.B. Kassierer:innen, Filialmitarbeitende)
  • Gastronom:innen (z.B. Koch/Köchin, Servicepersonal)
  • Pflegepersonal (z.B. Altenpfleger:in, Krankenpfleger:in)

Millionen unbesetzte Stellen warten auf ihre Held:innen

Der gewerbliche Arbeitsmarkt in Deutschland ist der pulsierende Kern einer vielseitigen Arbeitslandschaft. Hier sind über drei Viertel aller Beschäftigten in Deutschland tätig. Dennoch birgt dieser Sektor eine spürbare Herausforderung: Den hohen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Doch woher kommt dieses Defizit? Natürlich gibt es darauf keine einfache Antwort – der Fachkräftemangel resultiert aus einem facettenreichen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Laut einer Umfrage von forsa im Auftrag von Onlyfy haben 93% der deutschen Unternehmen Schwierigkeiten, genügend Arbeitskräfte zu finden. Gleichzeitig sehen 62% der Unternehmen unzureichende Qualifikationen als Problem. Diese Herausforderungen entstehen durch verschiedene Faktoren wie demografische Veränderungen, hohe Mitarbeiterfluktuation, den wachsenden Trend zu akademischen Berufen bei jungen Talenten, Vorbehalte gegenüber als belastend empfundenen Arbeiten und den neuen Anforderungen durch die Digitalisierung.2

Doch hier hört die Dynamik nicht auf. Die Job-Mobilität innerhalb dieser Branche ist beeindruckend. Laut einer Xing-Studie planen zwischen 37% und 48% der Arbeitnehmer:innen einen Wechsel des Arbeitgebers.3 Dieses aufgewühlte Arbeitsumfeld ruft förmlich nach Strategien, die nicht nur Lücken schließen, sondern auch eine langfristige Bindung qualifizierter Fachkräfte sicherstellen.

Die Blue Collar Perspektive: Wünsche, Ärgernisse und die Suche nach dem richtigen Job

Im Blick auf potenzielle Arbeitgeber:innen haben Blue Collar Beschäftigte klare Präferenzen. Ihnen ist vor allem Jobsicherheit (74%) wichtig, gefolgt von einem höheren Gehalt (71%), pünktlicher Bezahlung (70%) und einem attraktiven Standort (69%). Insgesamt sind für ganze 82% der Befragten das Gehalt und Zusatzleistungen absolut zentral, wenn es um die Berufswahl geht. Allerdings gibt es auch Stolpersteine, die Blue Collar Arbeitnehmer:innen an Unternehmen kritisieren: Geringe Bezahlung, fehlende Mitbestimmung und schlechte Arbeitszeiten.

Quelle: forsa Studie 2023 im Auftrag von Onlyfy

Die Informationsquellen der Blue Collar Belegschaft sind vielfältig. Ob Online-Stellenbörsen, Printmedien und Karrierewebseiten, sie sind für aktiv Jobsuchende die gängigen Plattformen. Social Media und Out-of-Home-Maßnahmen spielen dagegen vor allem bei den latent Jobsuchenden eine wichtige Rolle. Das A und O ist und bleibt aber die persönliche Empfehlung oder das klassische Schwarze Brett im Betrieb. Hier finden Blue Collar Kräfte vorrangig ihre Jobs. Die Jobsuche findet dabei meistens erst nach Feierabend statt, über das Smartphone und unter der Woche nach Feierabend. Diese Einblicke zeigen, dass es nicht DEN EINEN Weg zum perfekten Job gibt, sondern Mix aus verschiedenen Kanälen letztlich dazu führt, die Zielgruppe für sich zu gewinnen. Was bedeutet das konkret für dein Recruiting?

Quelle: forsa Studie 2023 im Auftrag von Onlyfy

Was heißt das für die Recruiting Strategie?

Wenn du dich jemals in der Situation befunden hast, mit deinem Team Fachkräfte für technisch gewerbliche Arbeit zu gewinnen, dann bist du mit der misslichen Realität vertraut. Die regionale Suche nach Talenten, die Steuerung im High Volume Recruiting und die permanente Wechselbereitschaft der Zielgruppe sind keine leichten Aufgaben. Im Blue Collar Recruiting geht es aber nicht nur um das Besetzen von Positionen, sondern um das Überbrücken der Kluft zwischen den Bedürfnissen der Zielgruppe und den Herausforderungen, die auf dem Weg zum erfolgreichen Recruiting lauern. Vor allem die Kosten, die durch zu lange unbesetzte Stellen entstehen können, dürften auf deiner Agenda als Leiter:in der HR-Teams eine zentrale Rolle spielen. Deshalb ist es umso wichtiger, Fachkräfte nicht nur zu gewinnen, sondern Strategien zu entwickeln, die schnell und effektiv offene Positionen reduzieren und langfristige Bindungen mit qualifizierten Fachkräften gewährleisten. Werfen wir einen Blick auf die Herausforderungen, die jede:r kennen sollte, der/die im Blue Collar Recruiting erfolgreich sein will:

Auf diese Challenges solltest du vorbereitet sein:

Regionale Herausforderungen:

Viele Standorte, diverse Gegebenheiten: Eine große Anzahl von Fachkräften wird an unattraktiven Standorten, wie ländlichen oder industriellen Gebieten gesucht. Das ist eine besondere Herausforderung für das Employer Branding, denn verschiedene Standorte erfordern auch individuelles Employer Branding. 

High Volume Recruiting:

93% der Recruiter:innen haben Schwierigkeiten, neue Mitarbeitende zu finden, vorrangig wegen Arbeitskräftemangel und unzureichender Qualifikationen.4 An dieser Stelle kommt das High Volume Recruiting ins Spiel. Die Aufgabe? Schnell und effizient eine große Anzahl von Positionen besetzen. Das erfordert nicht nur Tempo, sondern auch Präzision, um die besten Kandidat:innen zu identifizieren und Vakanzzeiten zu verkürzen.

Frühzeitige Fluktuation:

Unzureichende Einarbeitungsprozesse können dazu führen, dass neue Mitarbeitende das Unternehmen frühzeitig verlassen. Die hohe Wechselbereitschaft, besonders bei marginalen Gehaltserhöhungen, trägt zusätzlich zu diesem Problem bei und fördert die Fluktuation. 

Sichtbarkeit für Hidden Champions:

Auch die sogenannten Hidden Champions haben ihre Probleme. Klein, aber fein in ihrer Nische bekannt, kämpfen sie mit Sichtbarkeitsproblemen gegenüber größeren, bekannteren Konkurrenzunternehmen. Diese Champions sind meistens für Spezifika auf ihrem Gebiet bekannt, aber selten für ihre breite Palette von Jobmöglichkeiten.  

Mehrsprachige Belegschaft:

Multilingualität in der Belegschaft ist ebenfalls eine Herausforderung. Zwischen verschiedenen Sprachen zu jonglieren und sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Kommunikationspfad sind, erfordert mehr als nur Sprachkenntnisse. Karriereseiten, die mehrsprachig genutzt werden können

Recruiter:innen im Blindflug:

Oft ist unklar, welche Maßnahmen zum Recruiting-Erfolg führen. Unternehmen fehlen aussagekräftige Daten, die den Einfluss von Marketing-Aktivitäten, wie z.B. Out-of-Home-Maßnahmen, auf die Bewerberquote abbilden. 

5 Tipps für dein Blue Collar Recruiting

Vielleicht hast du auch schon festgestellt, dass die Standardbewerbungsprozesse nicht immer in die Welt der Blue Collar Jobs passen. Wenn diese Themen deine täglichen Begleiter sind, dann bist du bei diesen Tipps genau richtig.

1. Transparente Karriereseiten

Gestalte deine Karriereseite klar, einfach und transparent. Die Zielgruppe weiß worauf sie ihr Augenmerk in der Jobsuche legt und diese Nachfrage solltest du auch bedienen. Biete authentische Einblicke in den Arbeitsalltag und betone die Sicherheitsstandards deines Unternehmens. Gib Informationen zu Gehalt, Zusatzleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Deine Karriereseite sollte mehrsprachig abrufbar sein und zu jeder Zeit in der mobilen Ansicht eine gute Figur machen. 

2. Aussagekräftige Stellenanzeigen

Formuliere klare und einfach verständliche Jobbeschreibungen, denn Blue Collar Worker suchen genau das. Kommuniziere auch hier das Gehalt, Zusatzleistungen, Arbeitszeiten, Arbeitsort, Sicherheitsstandards sowie Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Nutze visuelle Elemente und gib authentische Einblicke in die Unternehmenskultur mit Videos oder Bildern, die das Team zeigen. 41% der Blue Collar Beschäftigten wünschen sich die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit Recruiter:innen noch vor der Bewerbung, deshalb solltest du auch immer passende Ansprechpartner:innen in deiner Stellenanzeige nennen.5

3. Unkomplizierte Bewerbungsmöglichkeiten

Achte auf einen simplen Bewerbungsprozess, der einfach vom Smartphone aus durchzuführen ist, um den Bedürfnissen von 44% der Blue Collar Beschäftigten gerecht zu werden.6 Dafür eignen sich z.B. One-Click- oder WhatsApp-Bewerbungen, die mit Tools, wie dem JobShop von talentsconnect einfach umzusetzen sind. Bedenke dabei auch: Anschreiben und Lebenslauf war gestern – jede:r Dritte will darauf verzichten, wenn es um die Bewerbung für eine neue Stelle geht. Überdenke also die Länge deines Bewerbungsformulars und nutze möglichst wenige Pflichtfelder.

4. Gezielter Kanal-Mix

Ein durchdachter Kanal-Mix ist der Kern der Recruiting Strategie. Mit einer Mischung aus Online- und Offline-Kanälen sowie Peer-Recruiting klappt es mit dem Rekrutieren gewerblich technischer Mitarbeiter:innen. Setze also auf die Empfehlungen deiner eigenen Mitarbeitenden, nutze WhatsApp und Social Media für direkte Interaktion und schaffe Sichtbarkeit durch Out-of-Home-Maßnahmen. Optimiere deine Stellenanzeigen für Google for Jobs und steigere deine Reichweite mit Multiposting-Tools. Mit dieser dynamischen Kombination ist dir die Aufmerksamkeit der Zielgruppe sicher.

5. Effektives Pre- und Onboarding

Ein wirksames Pre- und Onboarding ist entscheidend, um die Frühfluktuation in deinem Unternehmen zu reduzieren und schnelle Produktivität zu erzeugen. Laut einer aktuellen Talent Onboarding Studie von Haufe haben bereits 36% der Unternehmen erlebt, dass neu Angestellte zwischen Vertragsunterschrift und dem ersten Arbeitstag kündigen, ohne überhaupt am Arbeitsplatz erschienen zu sein.7 Um das zu verhindern, solltest du die Kandidat:innen schon vorab gezielt mit allen wichtigen Informationen versorgen. Dazu gehören nicht nur formale Aspekte wie Vertragsdetails, sondern auch persönliche Einblicke wie Teamstrukturen und Ansprechpartner:innen.

Quelle: forsa Studie 2023 im Auftrag von Onlyfy

Mit diesen Tipps kannst du an den richtigen Stellschrauben drehen und dein Recruiting zielgerichtet für Blue Collar Worker optimieren. Wenn du noch tiefer in die Materie eintauchen und mehr Tipps für ein erfolgreiches Blue Collar Recruiting erfahren möchtest, buche dir jetzt eine unserer Audits. Hier analysieren wir deine Blue Collar Recruiting Strategie, berechnen deine Talent Acquisition Costs, geben dir Benchmarks von anderen Unternehmen und erarbeiten gemeinsam konkrete Handlungsempfehlungen für eine kosteneffiziente Recruiting Strategie.  

Du bist eher auf der Suche nach Austausch? Kein Problem: Besuche eine unserer kostenlosen Masterclasses der talentsconnect Academy. Hier bekommst du echtes Praxiswissen, konkrete Handlungsempfehlungen für dein Recruiting und hast die Chance auf einen interaktiven Austausch mit anderen HR-Expert:innen. 

Quellen: 

1 https://persoblogger.de/2023/04/03/was-sich-im-blue-collar-recruiting-aendern-muss 

2 https://onlyfy.com/de/downloads/whitepaper-rekrutierung-verschiedener-berufsgruppen/ 

3https://www.xing.com/news/articles/xing-studie-zeigt-jeder-vierte-kundigt-job-ohne-neue-stelle-in-aussicht-zu-haben-4540742 

4 (ebd)

5 (ebd)

6 (ebd)

7 https://www.haufe.de/hr/onboarding/studien?akttyp=organische%20suche&med=google&aktnr=84834&wnr=04393672 

Foto von Pickawood auf Unsplash

Ausfüllen und PDF erhalten

*Pflichtfelder
Vielen Dank für dein Interesse am PDF.
Jetzt herunterladen
Hoppla, da ist etwas schief gegangen. Bitte versuche es noch einmal.