Drei Personen am Tisch
24 Jul
von
Pinar
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Fluktuationsrate berechnen: Deine Schritt-für-Schritt Anleitung

So berechnest du die Fluktuationsrate deines Unternehmens und interpretierst sie.

In der heutigen, dynamischen Geschäftswelt ist es für Unternehmen von größter Bedeutung, die Fluktuationsrate ihrer Mitarbeiter:innen genau zu beobachten. Warum? Die Zeiten, in denen Angestellte ihren Arbeitgebern ein Leben lang treu blieben, sind längst vorbei. Immer mehr Mitarbeiter:innen, selbst diejenigen, die mit ihrem Job grundsätzlich zufrieden sind, erwägen einen beruflichen Wechsel. Tatsächlich planen 38% der deutschen Arbeitnehmer:innen, in den nächsten sechs Monaten den Job zu wechseln! Das zeigt eine Arbeitszufriedenheits-Studie 2023 von AVANTGARDE Experts.

Doch was genau verbirgt sich hinter einer hohen Fluktuationsrate und wie kannst du sie berechnen, um insbesondere Kosten zu sparen? Eine hohe Fluktuation verursacht erhebliche Kosten durch Rekrutierung, Schulung und den Verlust von Wissen. Durch die Berechnung und Analyse der Fluktuationsrate kannst du gezielt Maßnahmen ergreifen, um diese Kosten zu senken.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Mitarbeiterfluktuation nicht grundsätzlich schlecht ist. Während viele Unternehmen eine hohe Fluktuation reduzieren möchten, um Stabilität zu gewährleisten, streben andere bewusst eine höhere Fluktuation an, um neuen Input und Innovation zu fördern. Daher ist es entscheidend, die für dein Unternehmen optimale Fluktuationsrate zu finden und entsprechend zu steuern.

In diesem Artikel erfährst du, wie du die Fluktuationsrate für dein Unternehmen präzise berechnen kannst. Wir erklären dir die grundlegende Formel, bieten praxisnahe Beispiele und geben dir wertvolle Tipps, wie du die Fluktuation effektiv reduzieren kannst. Zusätzlich stellen wir dir eine praktische Vorlage zum Download zur Verfügung, die du einfach nutzen kannst, um deine Fluktuationsrate zu berechnen. Ob du ein erfahrener HR-Profi oder Unternehmer:in bist, der:die die Dynamik seines Teams besser verstehen möchte – dieser Leitfaden wird dir helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die langfristige Stabilität deines Unternehmens zu sichern.

Was ist die Fluktuationsrate und wieso ist sie relevant für dich?

Die Mitarbeiterfluktuation gibt an, wie viele Mitarbeiter:innen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten pro Jahr das Unternehmen verlassen haben. Diese Kennzahl umfasst diejenigen, die gekündigt haben, intern versetzt wurden, in den Ruhestand getreten sind. Eine unverhältnismäßig hohe Mitarbeiterfluktuation deutet in der Regel auf Schwächen in der Mitarbeiterbindung hin, die durch verschiedene Gründe wie ungünstige Arbeitsbedingungen, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder unklare Karriereperspektiven verursacht werden können. 

Jedoch kann auch eine zu niedrige Fluktuation problematisch sein, da sie auf eine mangelnde Dynamik und frische Ideen im Unternehmen hinweisen kann. Wenn Mitarbeiter:innen zu lange in denselben Positionen verbleiben, kann dies zu Stagnation und einem Mangel an Innovation führen. 

Daher ist es entscheidend, die Mitarbeiterfluktuation genau zu analysieren, um mögliche Probleme zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterzufriedenheit zu ergreifen.

Wieso verlassen deine Mitarbeiter:innen dein Unternehmen?

Eine hohe Fluktuationsrate kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die tief in der Dynamik eines Unternehmens verwurzelt sind. Oftmals spielen mehrere Ursachen gleichzeitig eine Rolle:

Unzureichende Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass ihre berufliche Weiterentwicklung stagniert oder nicht gefördert wird, suchen sie möglicherweise nach neuen Herausforderungen außerhalb des Unternehmens.

Mangelnde Mitarbeiterbindung: Eine niedrige Mitarbeiterbindung kann durch fehlende Wertschätzung oder  unzureichende Kommunikation seitens der Unternehmensführung verursacht werden. 

Ungünstige Arbeitsbedingungen: Arbeitsumgebungen, die Stress verursachen, die persönliche Gesundheit beeinträchtigen oder nicht mit ihren Werten und Erwartungen übereinstimmen, können dazu führen, dass diese das Unternehmen verlassen.

Nicht passende Unternehmenskultur: Eine Unternehmenskultur, die nicht mit den Werten und Erwartungen der Mitarbeiter:innen übereinstimmt, kann die Zufriedenheit und das Engagement des Teams negativ beeinflussen.

Indem Unternehmen die spezifischen Ursachen für ihre hohe Fluktuationsrate identifizieren und verstehen, können sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um diese zu adressieren und langfristig die Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit zu stärken. 

Wie kannst du die Fluktuationsrate berechnen?

Es gibt mehrere Methoden, um die Mitarbeiterfluktuation zu berechnen, die sowohl für einzelne Abteilungen als auch für das gesamte Unternehmen angewendet werden können, darunter die BDA-Formel und die Schlüter-Formel, die am häufigsten verwendet werden.

Die BDA-Formel zur Berechnung der Fluktuationsrate

Eine gängige Methode zur Berechnung der Fluktuationsrate ist die BDA-Formel, die von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) propagiert wird. Diese Formel setzt auf klassische Weise die Abgänge ins Verhältnis zum durchschnittlichen Personalbestand.

Die BDA-Formel lautet:

Die Schlüter-Formel zur Berechnung der Fluktuationsrate

Neben der BDA-Formel gibt es auch andere Methoden zur Berechnung der Fluktuationsrate. Eine weitere häufig verwendete Methode ist die Schlüter-Formel. Diese verwendet nicht den durchschnittlichen Personalbestand, sondern berücksichtigt den Personalbestand zu Beginn der betrachteten Periode, ergänzt um die neu hinzugekommenen Mitarbeiter:innen. Diese Formel berücksichtigt, dass der Personalbestand eine Momentaufnahme darstellt. Die Mitarbeiterabgänge werden hingegen über den gesamten Zeitraum betrachtet.

Die Schlüter-Formel lautet:

Unsere Empfehlung ist die Nutzung der Schlüter-Formel, da diese genauer ist. 

Wie kannst du die Fluktuationsrate interpretieren - was ist gut und was schlecht?

Nachdem du nun weißt, wie du die Fluktuationsrate berechnen kannst, ist es wichtig, auch zu verstehen, wie du diese Zahl richtig interpretierst. Eine hohe oder niedrige Fluktuationsrate allein gibt nicht automatisch Aufschluss über die Qualität der Mitarbeiterbindung oder die Arbeitsbedingungen in deinem Unternehmen. Die Bedeutung der Fluktuationsrate hängt stark vom Kontext und den spezifischen Umständen deines Unternehmens ab.

Was bedeutet eine hohe Fluktuationsrate?

Eine hohe Fluktuationsrate kann verschiedene Dinge bedeuten. Wenn die Gesamtfluktuation des Unternehmens über dem Durchschnitt liegt, abzüglich der natürlichen Fluktuation, könnte dies auf Schwierigkeiten im Umgang des Unternehmens mit seinen Mitarbeitern hinweisen. Diese Situation könnte auf ernsthafte Probleme innerhalb des Unternehmens hindeuten, wie etwa unzureichende Arbeitsbedingungen, mangelnde Anerkennung oder fehlende Aufstiegsmöglichkeiten. Ein häufiger Mitarbeiterwechsel kann hohe Rekrutierungs- und Schulungskosten verursachen und den Verlust von wichtigem Wissen bedeuten, was die Kontinuität und Leistung des Unternehmens beeinträchtigen könnte. Es ist entscheidend, die Gründe für diese hohe Fluktuation zu analysieren und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um die Ursachen zu beheben.

Was bedeutet eine niedrige Fluktuationsrate?

Auf der anderen Seite kann eine niedrige Fluktuationsrate ein Zeichen für ein stabiles und engagiertes Team sein. Das kann positiv sein, wenn es auf hohe Mitarbeiterzufriedenheit und eine starke Bindung zum Unternehmen hinweist. Allerdings kann eine zu niedrige Fluktuation auch auf mangelnde Dynamik hinweisen, insbesondere wenn es an frischen Ideen und neuer Perspektive im Unternehmen mangelt. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, gezielt neue Talente zu rekrutieren und Innovation zu fördern, um sicherzustellen, dass das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt und sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Wie kannst du die Fluktuationsrate in deinem Unternehmen senken?

Um die Fluktuationsrate in deinem Unternehmen effektiv zu senken und langfristige Stabilität zu gewährleisten, haben wir hier vier wertvolle Tipps für dich:

1. Effizientes Onboarding-Programm

Ein gut strukturiertes Onboarding-Programm ist entscheidend für den Erfolg neuer Mitarbeiter:innen. Stelle sicher, dass neue Teammitglieder umfassend über ihre Aufgaben, Unternehmensziele und Kultur informiert werden. Ein effektives Onboarding fördert nicht nur die schnelle Eingewöhnung, sondern stärkt auch die Bindung und Zufriedenheit der neuen Mitglieder von Anfang an.

2. Fortlaufende Weiterbildungsmöglichkeiten

Biete deinen Mitarbeitern kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten an. Dies zeigt, dass du ihre berufliche Entwicklung unterstützt und förderst. Schulungen, Workshops und Mentoring-Programme helfen, die Fähigkeiten zu erweitern und ihre Karrierechancen innerhalb des Unternehmens zu verbessern. Dies erhöht die Zufriedenheit und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Unternehmen verlassen.

3. Förderung einer positiven Unternehmenskultur

Eine positive und unterstützende Unternehmenskultur ist ein wesentlicher Faktor für die Mitarbeiterbindung. Fördere ein Arbeitsumfeld, das von Wertschätzung, offener Kommunikation und einem guten Work-Life-Balance geprägt ist. Regelmäßige Feedback-Runden und Team-Events können das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und die Motivation der Mitarbeiter steigern.

Wenn du daran interessiert bist, wie talentsconnect eine Kultur gestaltet, welche von Vertrauen und positiver Fehlerkultur geprägt ist, lies gerne in unser Culture Book rein.

4. Preboarding zur Vermeidung von Frühfluktuation

Implementiere ein strukturiertes Preboarding-Programm, um neue Mitarbeiter:innen bereits vor ihrem offiziellen Start ins Unternehmen zu integrieren. Dies kann beinhalten, dass sie Informationen über das Unternehmen, Teamstrukturen und erste Aufgaben erhalten. Ein solches Vorgehen hilft dabei, die ersten Wochen der Unsicherheit und potenzieller Frustration zu minimieren, was die Frühfluktuation reduziert und die langfristige Bindung stärkt.

Wir von talentsconnect bieten hierfür eine optimale Lösung mit unserem Preboarding-Modul an, das die Identifikation neuer Mitarbeiter:innen erleichtert und die Onboarding-Phase verkürzt. Mehr dazu erfährst du in diesem Onepager.

5. Interner Stellenmarkt und Karrieremöglichkeiten

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung eines internen Stellenmarkts. Dies ermöglicht es den Mitarbeitenden, Karriereoptionen innerhalb des Unternehmens zu erkunden, anstatt sich extern umzusehen. Besonders relevant ist dies für Unternehmen mit verschiedenen Standorten, da Mitarbeitende, die umziehen, oft nicht wissen, dass es auch an anderen Standorten des Unternehmens offene Stellen gibt. Durch einen gut sichtbaren internen Stellenmarkt kannst du verhindern, dass talentierte Mitarbeiter aufgrund eines Umzugs kündigen und gleichzeitig ihre Karriereentwicklung innerhalb des Unternehmens fördern.

Mit talentsconnect zu einer positiven Fluktuationsrate

Wenn du die Fluktuationsrate in deinem Unternehmen genauer verstehen und gezielt verbessern möchtest, bieten wir eine umfassende Auditierung an. Dabei analysieren wir die Fluktuationsrate deines Unternehmens detailliert, bewerten sie im Vergleich zu branchenspezifischen Benchmarks und entwickeln personalisierte, konkrete Handlungsempfehlungen. Unser Ziel ist es, spezifische Ursachen für eine möglicherweise hohe Fluktuation zu identifizieren und maßgeschneiderte Strategien zu empfehlen, um diese zu adressieren.

Durch diese präzise Analyse und gezielte Maßnahmen kannst du nicht nur die Fluktuationsrate senken, sondern auch eine langfristige Mitarbeiterbindung und eine stabilere Arbeitsumgebung schaffen. Wenn du an einer solchen individuellen Auditierung interessiert bist, dann buch dir hier eine Audit.

Was kostet es dich, eine Stelle nicht zu besetzen? 

Neben der Reduzierung der Fluktuation ist es auch wichtig, die Auswirkungen unbesetzter Stellen auf dein Unternehmen zu berücksichtigen. Unbesetzte Stellen können erheblichen finanziellen Schaden verursachen, da sie nicht nur direkte Umsatzverluste bedeuten, sondern auch die Teamdynamik und Produktivität beeinträchtigen können. Auch wenn kurzfristig Gehalt eingespart wird, kann der Verlust an Umsatz erheblich sein, da jede Position einen Vielfachen der Lohnkosten an Umsatz einbringt. Der Mangel an Personal führt daher oft zu signifikanten finanziellen Einbußen, die weit über die gesparten Gehälter hinausgehen.

Die Cost of Vacancy-Formel

Den Umsatzverlust kannst du mit Hilfe der Cost of Vacancy-Formel berechnen. Diese geht allerdings von zwei Konstanten aus: Jede:r Mitarbeiter:in ist ein Top-Performer und jede:r Mitarbeiter:in ist am ersten Tag auch direkt onboarded. Da beides oft nicht zutrifft, kann der tatsächliche Umsatzverlust erheblich höher ausfallen.

Um die Cost of Vacancy-Formel richtig anzuwenden, ist es wichtig, die folgenden Variablen zu verstehen:

Der Value Factor

Der Value Factor beschreibt den "Mehrwert", den eine Position erwirtschaftet. Ein Value Factor von "1" entspricht exakt den Lohnkosten (ohne Nebenkosten). Eine Position macht erst ab einem Value Factor von "1,2" (wegen der Nebenkosten) Sinn. Je höher der Value Factor, desto direkter ist die Umsatzbeteiligung einer Position. Fehlt beispielsweise ein Vertriebsmitarbeiter, ist das direkt im Umsatz zu spüren (daher hoher VF), fehlt ein Finanzbuchhalter, ist das eher indirekt im Umsatz spürbar (daher geringerer VF). Das bedeutet aber NICHT, dass das Unternehmen keine Finanzbuchhalter benötigt. Es bedeutet lediglich, dass der Umsatzverlust in der kurzen Frist geringer ist.

Time to Fill

Neben dem Value Factor ist auch die Time to Fill eine entscheidende Variable. Time to Fill meint in diesem Kontext die Zeit von der Stellenausschreibung bis zum ersten Arbeitstag des neuen Mitarbeiters. Diese Zeitspanne beeinflusst direkt den Umsatzverlust, da je länger eine Stelle unbesetzt bleibt, desto größer der finanzielle Schaden für das Unternehmen.

Wir haben für dich eine kostenlose Vorlage erstellt, mit der du deine Kosten errechnen kannst. Dieses kannst du dir unten ganz einfach herunterladen.

Masterclass 

KPIs für Personaler: Die Fluktuationsrate im Fokus

In unserer Masterclass am 22. August, 10:00 - 11:30 Uhr, zeigt dir unser Experte auf dem Gebiet Mark Christian Schmidt dir, wie du die Fluktuationsrate exakt berechnest und die Kosten für unbesetzte Stellen minimierst. Erfahre aus erster Hand, wie du durch datenbasierte Learnings die richtigen Talente bindest und die Produktivität steigerst. Melde dich hier kostenlos an.

Weitere relevante Ressourcen:

Blogartikel: Die heiklen 100 ersten Tage: Wie du Mitarbeiter:innen mit gutem Onboarding bindest

Podcast: Best Practices für eine starke Unternehmenskultur

Whitepaper: Direct to Talent – eine revolutionäre Recruiting- Strategie

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